Iggy Pop: Die unzerstörbare Ikone des Punk und die Verkörperung roher Energie
Iggy Pop: Die unzerstörbare Ikone des Punk und die Verkörperung roher Energie

Iggy Pop: Die unzerstörbare Ikone des Punk und die Verkörperung roher Energie


Iggy Pop: Die unzerstörbare Ikone des Punk und die Verkörperung roher Energie


Die Geschichte der Rockmusik ist bevölkert von Ikonen, Rebellen und Innovatoren, doch nur wenige verkörpern die rohe, ungezähmte Essenz des Genres so vollständig und über eine so lange Zeitspanne wie Iggy Pop. Geboren als James Newell Osterberg Jr., hat dieser Mann aus Michigan nicht nur den Sound und die Ästhetik des Punk maßgeblich geprägt, sondern sich auch immer wieder neu erfunden, ohne seine Kernidentität zu verraten. Seine Bühnenpräsenz, eine explosive Mischung aus Gefahr, Verletzlichkeit und animalischer Energie, setzte Maßstäbe für Generationen von Frontleuten. Seine Musik, oft minimalistisch und doch komplex in ihrer emotionalen Wirkung, reicht von aggressivem Proto Punk über experimentelle Klanglandschaften bis hin zu nachdenklichen, fast schon lyrischen Momenten. Die folgende Abhandlung zeichnet den Weg dieses außergewöhnlichen Künstlers nach, von seinen bescheidenen Anfängen über die chaotischen Jahre mit The Stooges, seine lebensrettende Zusammenarbeit mit David Bowie, die Höhen und Tiefen seiner Solokarriere bis hin zu seinem heutigen Status als lebende Legende und unermüdlicher Kreativer.

Frühe Jahre: Wurzeln der Rebellion in Middle America

James Newell Osterberg Jr. kam am 21. April 1947 in Muskegon, Michigan, zur Welt und wuchs in einem Wohnwagenpark in Ypsilanti, nahe Ann Arbor, auf. Sein Vater, James Newell Osterberg Sr., war Englischlehrer und Baseballtrainer an der Fordson High School in Dearborn, Michigan. Seine Mutter, Louella Osterberg, geborene Christensen, arbeitete als Sekretärin. Die Umstände seiner Kindheit in einer eher einfachen Umgebung, fernab des Glamours, der später sein Leben prägen sollte, formten früh seinen Blick auf die Welt und seinen Drang, aus den Konventionen auszubrechen. Seine Eltern unterstützten sein musikalisches Interesse, indem sie ihm einen Teil ihres Schlafzimmers als Übungsraum zur Verfügung stellten, damit er sein Schlagzeug aufstellen und nach Herzenslust trommeln konnte, ohne die Nachbarn zu stören.

Schon in jungen Jahren zeigte sich sein unkonventioneller Geist. Während die meisten Jugendlichen seiner Generation sich den aufkommenden Rock and Roll Idolen anpassten, Osterberg suchte nach etwas Ursprünglicherem, Roherem. Seine erste bedeutende musikalische Station war die Highschool Band The Iguanas, in der er als Schlagzeuger fungierte. Der Name dieser Band sollte ihm später seinen ikonischen Spitznamen „Iggy“ einbringen. Die Iguanas spielten Coverversionen populärer Songs, doch bereits hier zeigte sich Osterbergs rhythmische Begabung und sein Gespür für Dynamik. Parallel dazu entwickelte er ein Interesse am Blues, insbesondere am Chicago Blues. Er besuchte die University of Michigan in Ann Arbor, brach das Studium jedoch nach kurzer Zeit ab, um sich ganz der Musik zu widmen und nach Chicago zu ziehen. Dort tauchte er tief in die Bluesszene ein und spielte kurzzeitig Schlagzeug in Bluesbands, unter anderem lernte er vom legendären Bluesdrummer Sam Lay von der Paul Butterfield Blues Band. Diese Erfahrung war prägend: Er sah, wie schwarze Musiker mit einer unglaublichen Intensität und Authentizität auftraten, die er im weißen Rock and Roll vermisste. Er erkannte jedoch auch, dass er als weißer Junge aus der Mittelschicht diese spezielle Form des Blues nicht einfach kopieren konnte. Stattdessen beschloss er, seine eigene, „weiße“ Version dieser rohen Energie zu schaffen, eine Musik, die seine eigene Lebensrealität und seine innere Zerrissenheit widerspiegelte. Diese Erkenntnis war der Zündfunke für die Gründung einer Band, die die Musiklandschaft nachhaltig verändern sollte.

The Stooges: Die Geburt des Punk aus dem Geist des Chaos


Zurück in Ann Arbor gründete Osterberg 1967 zusammen mit den Brüdern Ron Asheton (Gitarre) und Scott Asheton (Schlagzeug) sowie Dave Alexander (Bass) die Band The Psychedelic Stooges, deren Name bald zu The Stooges verkürzt wurde. Beeinflusst von Bands wie The Doors (insbesondere Jim Morrisons Bühnenpräsenz), The Velvet Underground (deren minimalistische Strukturen und Noise Elemente), dem Free Jazz und der rohen Energie des Chicago Blues, entwickelten The Stooges einen Sound, der damals ohnegleichen war. Er war minimalistisch, repetitiv, oft dissonant und vor allem laut. Ron Ashetons Gitarrenspiel war geprägt von Fuzz und Wah Wah Effekten, erzeugte simple, aber hypnotische Riffs. Scott Ashetons Schlagzeugspiel war kraftvoll und reduziert, während Dave Alexanders Basslinien ein solides, oft primitives Fundament legten. Über diesem Klangteppich thronte oder besser gesagt, wütete, kroch und schrie Iggy Pop.

Osterberg, der sich nun Iggy Pop nannte (manchmal auch Iggy Stooge), war von Anfang an das Epizentrum der Band. Er verstand die Bühne nicht als Podest, sondern als Kampfzone, als Raum für Katharsis und Provokation. Seine Auftritte waren legendär und berüchtigt. Er schmierte sich mit Erdnussbutter ein, wälzte sich in Glasscherben, schnitt sich mit zerbrochenen Flaschen, entblößte sich, provozierte das Publikum verbal und physisch und erfand quasi im Alleingang das Stage Diving. Diese extremen Performances waren keine bloße Show, sondern Ausdruck einer tiefen inneren Unruhe, einer Suche nach Grenzerfahrungen und einer radikalen Ablehnung bürgerlicher Normen und Erwartungen. Er wollte die Barriere zwischen Künstler und Publikum einreißen, eine direkte, ungefilterte Reaktion erzwingen, sei es Bewunderung, Abscheu oder blanke Angst.

Ihr selbstbetiteltes Debütalbum The Stooges, 1969 auf Elektra Records veröffentlicht und von John Cale (The Velvet Underground) produziert, fing die rohe Energie der Band nur bedingt ein, enthielt aber bereits wegweisende Stücke wie „I Wanna Be Your Dog“, „No Fun“ und „1969“. Kommerziell war das Album ein Flop. Das zweite Album, Fun House (1970), produziert von Don Gallucci, gilt heute als Meisterwerk und als eines der intensivsten Rockalben aller Zeiten. Es dokumentiert die Band auf dem Höhepunkt ihrer chaotischen Kreativität, mit Stücken wie „Down on the Street“, „Loose“, „T.V. Eye“ und dem titelgebenden Track. Der Sound war noch rauer, noch unerbittlicher, und Iggys Gesang erreichte neue Dimensionen der Verzweiflung und Raserei. Doch auch Fun House verkaufte sich schlecht, und die zunehmenden Drogenprobleme innerhalb der Band, insbesondere Iggys Heroinsucht, sowie ihr unberechenbares Verhalten führten dazu, dass Elektra Records den Vertrag kündigte. Die Band schien am Ende.

David Bowie, Raw Power und der Absturz

Die Rettung kam in Gestalt von David Bowie. Bowie war ein Bewunderer der Stooges und erkannte ihr Potenzial. 1971 lud er Iggy Pop und den Gitarristen James Williamson, der Ron Asheton inzwischen an der Leadgitarre ergänzte bzw. ersetzte (Asheton wechselte an den Bass, nachdem Dave Alexander wegen seiner Alkoholprobleme gefeuert wurde), nach London ein. Bowie verschaffte ihnen einen Vertrag bei Columbia Records und übernahm die Produktion ihres nächsten Albums. Das Ergebnis war Raw Power (1973), veröffentlicht unter dem Namen Iggy and The Stooges. Das Album markierte eine stilistische Veränderung: Williamsons Gitarrenspiel war technischer versierter und aggressiver als das von Asheton, der Sound war metallischer, härter. Songs wie „Search and Destroy“, „Gimme Danger“ und der Titelsong „Raw Power“ sind bis heute Klassiker des Proto Punk und Hard Rock.

Die Produktion und insbesondere der Mix des Albums waren jedoch umstritten. Bowies ursprünglicher Mix wurde oft als zu dünn kritisiert, während Iggy Pops späterer Remix von 1997 zwar druckvoller, aber auch übersteuert klang. Unabhängig von diesen Debatten festigte Raw Power den Kultstatus der Band, auch wenn es kommerziell erneut enttäuschte. Die begleitende Tour war von Chaos und Exzessen geprägt. Die Drogenprobleme eskalierten, die Auftritte wurden immer unberechenbarer, und die Band zerrieb sich an internen Spannungen und dem Mangel an Erfolg. 1974 lösten sich Iggy and The Stooges nach einem desaströsen letzten Konzert in Detroit (später als Bootleg und offizielles Album Metallic K.O. veröffentlicht) endgültig auf.

Für Iggy Pop begann eine dunkle Phase. Ohne Band, ohne Plattenvertrag und tief in der Heroinsucht gefangen, trieb er durch Los Angeles. Er war obdachlos, beging kleinere Straftaten, um seine Sucht zu finanzieren, und landete schließlich freiwillig für mehrere Monate im UCLA Neuropsychiatric Institute in Los Angeles, um einen Entzug zu versuchen. Sein Zustand schien hoffnungslos.

Wiedergeburt in Berlin: Die Zusammenarbeit mit Bowie

Erneut war es David Bowie, der als Retter auftrat. Bowie, selbst auf der Suche nach neuen Impulsen und einem Ausweg aus dem Kokain Exzess in Los Angeles, nahm Iggy 1976 mit nach West Berlin. Diese Stadt, eine Insel der Kreativität und Dekadenz inmitten des Kalten Krieges, bot den idealen Nährboden für eine künstlerische Wiedergeburt. Die beiden Musiker teilten sich eine Wohnung in Schöneberg und arbeiteten eng zusammen. Bowie half Iggy nicht nur, clean zu werden (oder zumindest seine Sucht zu kontrollieren), sondern förderte auch sein Songwriting und produzierte seine ersten beiden Soloalben, die 1977 kurz nacheinander erschienen und als Meilensteine gelten.

The Idiot, aufgenommen größtenteils in Frankreich und München, aber stark vom Berliner Geist durchdrungen, präsentierte einen völlig neuen Iggy Pop. Der Sound war düster, kühl, mechanisch, beeinflusst von deutschen Krautrock Bands wie Kraftwerk und Neu!. Die Texte waren introspektiv, oft desillusioniert und beobachtend. Songs wie „Sister Midnight“, „Nightclubbing“ und vor allem „China Girl“ (das Bowie später selbst zum Welthit machte) zeigten eine bisher ungekannte Tiefe und Experimentierfreude. Das Album war ein künstlerischer Triumph und fand auch bei Kritikern Anklang.

Kurz darauf folgte Lust for Life, aufgenommen in den legendären Hansa Studios nahe der Berliner Mauer. Dieses Album war direkter, rockiger und optimistischer als sein Vorgänger, ohne jedoch die künstlerische Vision zu kompromittieren. Der Titelsong „Lust for Life“, mit seinem markanten Schlagzeug Rhythmus (gespielt von Hunt Sales), wurde zu einer Hymne des Überlebenswillens und einer seiner bekanntesten Nummern. Ebenso ikonisch wurde „The Passenger“, ein Song, der das Gefühl des Unterwegsseins und Beobachtens in der Großstadt perfekt einfängt. Die Zusammenarbeit mit Bowie (der auf beiden Alben auch musikalisch stark involviert war, Co Songs schrieb und Instrumente spielte) hatte Iggy Pop nicht nur zurück ins Leben, sondern auch auf einen neuen künstlerischen Höhepunkt geführt. Er tourte erfolgreich, wobei Bowie ihn zeitweise anonym am Keyboard begleitete, und bewies, dass seine Bühnenenergie ungebrochen war, wenn auch vielleicht kanalisierter als in den Stooges Tagen.

Solokarriere: Zwischen kommerziellen Kompromissen und künstlerischer Integrität

Nach der fruchtbaren Berliner Phase begann für Iggy Pop eine lange und wechselhafte Solokarriere. Die späten 70er und frühen 80er Jahre waren von einer Suche nach musikalischer Richtung und kommerziellem Erfolg geprägt, die nicht immer geradlinig verlief. Alben wie New Values (1979), das wieder mit James Williamson entstand und gute Kritiken erhielt, Soldier (1980) und Party (1981) zeigten unterschiedliche Facetten seines Schaffens, von New Wave Anklängen bis zu soliderem Rock, konnten aber nicht an den Erfolg der Bowie Produktionen anknüpfen. Zombie Birdhouse (1982) war ein weiteres experimentelles Werk, das kommerziell jedoch unterging.

Mitte der 80er Jahre schien seine Karriere erneut zu stagnieren, und Drogenprobleme flammten wieder auf. Ein Wendepunkt kam 1986 mit dem Album Blah Blah Blah. Produziert von David Bowie und mit einem deutlich polierteren, zeitgemäßen Pop Rock Sound versehen, wurde es sein bis dahin größter kommerzieller Erfolg. Maßgeblich dazu bei trug die Single „Real Wild Child (Wild One)“, ein Cover eines Rock and Roll Klassikers, das durch massive Airplay auf MTV zu einem Hit wurde. Auch wenn einige Kritiker und langjährige Fans den glatten Sound bemängelten, brachte das Album Iggy Pop einem breiteren Publikum nahe und revitalisierte seine Karriere.

Es folgten Alben wie Instinct (1988), das wieder härtere Töne anschlug, und Brick by Brick (1990), das mit der Ballade „Candy“, einem Duett mit Kate Pierson von den B 52’s, einen weiteren Charthit hervorbrachte. Produzent Don Was half ihm, einen zugänglicheren, aber dennoch glaubwürdigen Sound zu finden. Die 90er Jahre sahen Iggy Pop als etablierten Künstler, der weiterhin regelmäßig Alben veröffentlichte, darunter das kraftvolle American Caesar (1993) und das rohe Naughty Little Doggie (1996). Er festigte seinen Ruf als mitreißender Live Performer und wurde zunehmend als „Godfather of Punk“ gewürdigt, dessen Einfluss auf nachfolgende Generationen von Musikern unbestreitbar war. Er arbeitete auch sporadisch als Schauspieler, oft in Nebenrollen, die sein Image als coole, unkonventionelle Figur unterstrichen (z.B. in Filmen von Jim Jarmusch wie Coffee and Cigarettes und Dead Man, oder John Waters‘ Cry Baby).

Die Stooges Reunion und das Spätwerk

Anfang der 2000er Jahre kam es zu einer überraschenden und von vielen Fans lange ersehnten Entwicklung: der Wiedervereinigung von The Stooges in der Besetzung Iggy Pop, Ron Asheton und Scott Asheton, ergänzt durch Mike Watt (Minutemen, fIREHOSE) am Bass, da Dave Alexander bereits 1975 an den Folgen seines Alkoholismus verstorben war. Der Auslöser war die Zusammenarbeit an einigen Songs für Iggys Album Skull Ring (2003). Die Chemie stimmte offenbar wieder, und die Band beschloss, gemeinsam auf Tour zu gehen.

Ihr Auftritt beim Coachella Festival 2003 war ein triumphales Comeback. Iggy, inzwischen über 50, zeigte keinerlei Alterserscheinungen und tobte über die Bühne wie in jungen Jahren. Die rohe Energie der Band war ungebrochen, und sie wurden von Publikum und Kritik gefeiert. Es folgten ausgedehnte Tourneen und zwei neue Studioalben: The Weirdness (2007), produziert von Steve Albini, und Ready to Die (2013), bei dem James Williamson nach Ron Ashetons Tod wieder zur Band gestoßen war. Die Alben erhielten gemischte Kritiken – es war schwer, an die Magie der frühen Werke anzuknüpfen – aber sie bewiesen, dass die Stooges immer noch eine relevante Kraft waren.

Die Reunion wurde jedoch von Tragödien überschattet. Gitarrist Ron Asheton starb 2009 überraschend an einem Herzinfarkt. Schlagzeuger Scott Asheton folgte ihm 2014. Damit waren Iggy Pop und James Williamson die letzten Überlebenden der klassischen Raw Power Besetzung. Obwohl sie noch einige Konzerte mit neuen Musikern spielten, markierte der Tod der Asheton Brüder de facto das Ende der Stooges. 2010 wurden The Stooges endlich in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – eine späte, aber verdiente Anerkennung ihres bahnbrechenden Einflusses.

Parallel zur Stooges Reunion setzte Iggy Pop seine Solokarriere fort und schlug dabei oft überraschende Haken. Préliminaires (2009), inspiriert von einem Roman des französischen Autors Michel Houellebecq, zeigte Einflüsse aus Jazz und Chanson. Après (2012) war ein reines Coveralbum mit Interpretationen französischer und amerikanischer Klassiker. Diese Alben zeigten eine ruhigere, nachdenklichere Seite des Künstlers und stellten seine markante Baritonstimme in einen neuen Kontext.

2016 folgte mit Post Pop Depression ein weiteres vielbeachtetes Album. Entstanden in Zusammenarbeit mit Josh Homme (Queens of the Stone Age), Dean Fertita (QOTSA, The Dead Weather) und Matt Helders (Arctic Monkeys), knüpfte es klanglich teilweise an die Berliner Ära an und wurde als eine Art künstlerisches Testament, eine Reflexion über Leben, Tod und Vermächtnis interpretiert. Das Album war sowohl kommerziell als auch bei Kritikern sehr erfolgreich und wurde von einer gefeierten Tour begleitet.

Doch Iggy Pop dachte nicht ans Aufhören. 2019 überraschte er erneut mit Free, einem Album, das stark von Ambient Musik und Free Jazz geprägt war und in Zusammenarbeit mit dem Trompeter Leron Thomas und der Gitarristin Noveller (Sarah Lipstate) entstand. Es zeigte seine ungebrochene Neugier und Bereitschaft, musikalisches Neuland zu betreten. 2023 kehrte er mit Every Loser, produziert vom angesagten Produzenten Andrew Watt, zu seinen Punkrock Wurzeln zurück. Mit einer All Star Band (u.a. Chad Smith, Duff McKagan, Travis Barker) lieferte er ein energiegeladenes, vitales Album ab, das bewies, dass das Feuer in ihm noch lange nicht erloschen ist.

Persönliches Leben, Einflüsse und Vermächtnis

Abseits der Bühne führt Iggy Pop ein vergleichsweise zurückgezogenes Leben. Nach zwei früheren Ehen mit Wendy Weissberg (1968, kurz annulliert) und Suchi Asano (1984–1999) ist er seit 2008 mit Nina Alu verheiratet. Das Paar lebt hauptsächlich in Miami, Florida. Er hat einen Sohn, Eric Benson, geboren 1970 aus einer Beziehung mit Paulette Benson. Obwohl er in der Vergangenheit mit massiven Drogenproblemen zu kämpfen hatte, gilt er heute als weitgehend clean, auch wenn er zugibt, weiterhin gerne Wein zu trinken. Interviews zeigen ihn oft als intelligenten, belesenen und reflektierten Gesprächspartner, ein starker Kontrast zu seiner wilden Bühnenpersona. Er ist bekannt für seine Liebe zur Kunst, Literatur und Geschichte.

Die Liste der Musiker, die Iggy Pop und The Stooges beeinflusst haben, ist endlos und genreübergreifend. Sie reicht von den offensichtlichen Erben des Punk (Sex Pistols, The Ramones, The Damned, Black Flag) über Post Punk (Joy Division, Siouxsie and the Banshees, The Birthday Party), Grunge (Nirvana, Soundgarden, Mudhoney) bis hin zu Alternative Rock (Sonic Youth, Red Hot Chili Peppers, Rage Against the Machine, Queens of the Stone Age) und darüber hinaus. Sein Einfluss liegt nicht nur im Sound – der rohen Energie, der minimalistischen Struktur, dem Einsatz von Lärm und Feedback – sondern vor allem in seiner Haltung: der Kompromisslosigkeit, der Bereitschaft zur Konfrontation, der physischen Verausgabung auf der Bühne und der Ablehnung jeglicher Star Allüren. Er definierte das Bild des Punk Frontmanns.

Zu seinen eigenen prägenden Einflüssen zählen neben den bereits genannten Bluesmusikern und Bands wie The Doors und The Velvet Underground auch frühe Rock and Roller wie Jerry Lee Lewis sowie Frank Sinatra, dessen Phrasierung er bewunderte. Wichtige Mentoren und Wegbegleiter waren neben David Bowie auch John Cale und Nico (ebenfalls von The Velvet Underground), mit denen er zeitweise zusammenarbeitete oder eng befreundet war. Lou Reed war ebenfalls eine wichtige Figur, die ihn ermutigte, an seinen Texten zu arbeiten. Über die Jahre hat er mit einer Vielzahl von Künstlern unterschiedlichster Genres zusammengearbeitet, darunter Debbie Harry, Kate Pierson, Green Day, Sum 41, Peaches, Slash, Ke$ha, Oneohtrix Point Never und viele mehr, was seine stilistische Offenheit und seinen Respekt in der Musikwelt unterstreicht.

Heute, mit weit über 70 Jahren, ist Iggy Pop immer noch aktiv. Er moderiert eine erfolgreiche Radiosendung auf BBC Radio 6 Music, veröffentlicht weiterhin Musik und tourt weltweit mit einer Energie, die Musiker, die halb so alt sind, in den Schatten stellt. Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter einen Grammy Lifetime Achievement Award (2020) und den renommierten Polar Music Prize (2022). Sein Status als „Godfather of Punk“ ist unbestritten, doch er ist weit mehr als das: Er ist ein Überlebender, ein Chamäleon, ein Künstler, der sich immer wieder neu erfunden hat, ohne seine Authentizität zu verlieren. Iggy Pop ist der lebende Beweis dafür, dass Rock and Roll keine Frage des Alters ist, sondern eine Haltung, eine unbändige Kraft, die, einmal entfesselt, nicht zu stoppen ist. Sein Vermächtnis ist nicht nur in den Rillen seiner Platten oder den Aufnahmen seiner legendären Auftritte zu finden, sondern in der DNA unzähliger Bands und Künstler, die von seinem Mut, seiner Rohheit und seiner unerschütterlichen Hingabe an die Musik inspiriert wurden und werden. Er bleibt eine einzigartige und unverzichtbare Figur in der modernen Kulturgeschichte.


Vollständige Diskografie (Auswahl offizieller und signifikanter Veröffentlichungen)

Die folgende Liste basiert auf gängigen Diskografien und erhebt keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit aller jemals erschienenen Variationen, Bootlegs oder Kleinstauflagen.

Studioalben (Solo)

  • The Idiot (1977)
  • Lust for Life (1977)
  • New Values (1979)
  • Soldier (1980)
  • Party (1981)
  • Zombie Birdhouse (1982)
  • Blah Blah Blah (1986)
  • Instinct (1988)
  • Brick by Brick (1990)1
  • American Caesar (1993)
  • Naughty Little Doggie (1996)
  • Avenue B (1999)
  • Beat ’Em Up (2001)
  • Skull Ring2 (2003) (Enthält Kollaborationen mit The Stooges, Green Day, Sum 41, Peaches)
  • Préliminaires (2009)
  • Après (2012)
  • Post Pop Depression (2016)
  • Free (2019)
  • Every Loser (2023)

Livealben (Solo)

  • TV Eye Live 1977 (1978)
  • Live in San Fran 1981 (1983)
  • Live at the Channel Boston MA 1988 (1990)
  • King Biscuit Flower Hour (1997, aufgenommen 1988)
  • Live at the Old Waldorf San Francisco Nov 27 1979 (2000)
  • Live in NYC (2001)
  • Live at the Avenue B (2004, aufgenommen 1999)
  • Live in Detroit (2004, aufgenommen 2003)
  • Roadkill Rising The Bootleg Collection 1977 2009 (2011, Boxset mit 4 CDs)
  • Live Retaliation (2013, aufgenommen 1986/87)
  • Post Pop Depression Live at the Royal Albert Hall (2016)

Kompilationsalben (Solo)

  • Choice Cuts (1984)
  • Compact Hits (1987)
  • Pop Music (1990)
  • Nude & Rude The Best of Iggy Pop (1996)
  • Pop Songs (1996)
  • Best Of Iggy Pop Live (1996)
  • Heroin Hates You (1997)
  • A Million in Prizes The Anthology (2005)
  • Where the Faces Shine An Anthology (2007, 6 CDs Boxset)
  • California Hitch Hike (2008)
  • The Anthology Box The Iggy Pop Collection (2009, 2 CDs)
  • The Bowie Years (2020, Boxset der Alben The Idiot, Lust for Life, TV Eye Live 1977 und Demos/Raritäten)
  • Rare Trax (2022)

EPs (Solo)

  • Extended Play (1981)
  • Risk (1999)
  • Leave Them All Behind (2001)
  • The Free EP (2019)

Alben mit The Stooges (Studio)

  • The Stooges (1969)
  • Fun House (1970)
  • Raw Power (1973) (als Iggy and The Stooges)
  • The Weirdness (2007)
  • Ready to Die (2013) (als Iggy and The Stooges)

Alben mit The Stooges (Live)

  • Metallic K.O. (1976, aufgenommen 1973/74)
  • Open Up and Bleed (1995, aufgenommen 1973/74)
  • California Bleeding (1997, aufgenommen 1973)
  • Double Danger (2000, aufgenommen 1973/74)
  • Live in Detroit 1970 (2001)
  • Telluric Chaos (2005, aufgenommen 2004 in Japan)
  • Escaped Maniacs (2007, aufgenommen 2006)
  • You Don’t Want My Name You Want My Action (2009, aufgenommen 1971)
  • Have Some Fun Live at Ungano’s (2010, aufgenommen 1970)
  • Raw Power Live In the Hands of the Fans (2011, aufgenommen 2010)
  • Sadistic Summer Live at the Isle of Wight Festival 2011 (2011)

Alben mit The Stooges (Kompilationen / Archivmaterial)

  • No Fun (1980)
  • I’m Sick of You (1981)
  • Rubber Legs (1987)
  • Death Trip (1987)
  • Original Punks (1987)
  • My Girl Hates My Heroin (1989)
  • Year of the Iguana (1997)
  • Heavy Liquid (2005, 6 CDs Boxset mit Outtakes/Alternativversionen 1972-74)
  • More Power (2009)

Diese umfassende Liste verdeutlicht die enorme Schaffenskraft und die lange Karriere von Iggy Pop, sowohl als Solokünstler als auch mit seiner wegweisenden Band The Stooges.

Im Artikel verwendete Fotos stehen unter Lizenz von:
Regan1973, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons
Eddy BERTHIER from Brussels, Belgium, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Raph_PH, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Greg Neate from Sussex, UK, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons
Ivan Kral, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

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