
Siouxsie and the Banshees: Die Chronik einer Post-Punk-Revolution
Die Wurzeln im Londoner Punk-Underground
Die Geschichte von **Siouxsie and the Banshees** beginnt im pulsierenden Herzen des Londoner Punk-Zirkus der 1970er Jahre, doch ihre musikalische Reise sollte weit über die ursprünglichen, rohen Grenzen dieses Genres hinausführen. Die Protagonisten dieser Geschichte sind **Susan Janet Ballion**, die später als die ikonische **Siouxsie Sioux** (* 27. Mai 1957 in London) bekannt werden sollte, und ihr langjähriger Freund und musikalischer Partner, der Bassist **Steven Severin** (eigentlich Steven John Bailey, * 25. September 1955 in London). Die beiden lernten sich 1975 bei einem Konzert von Roxy Music kennen und wurden schnell zu zentralen Figuren in der sogenannten „Bromley Contingent“, einer Gruppe von Sex-Pistols-Fans, die maßgeblich die Ästhetik und Haltung der frühen Punk-Bewegung prägten. Ihre anfängliche Faszination für die nihilistische Energie des Punk manifestierte sich bald in dem Wunsch, selbst Musik zu machen, jedoch mit einem künstlerischen Anspruch, der die Dreieinigkeit von Punk, Rock und Glam überschritt.
Ihr erster, ungeplanter öffentlicher Auftritt fand am **20. September 1976** beim legendären **100 Club Punk Festival** in London statt. Die Band, damals noch ein spontan zusammengewürfeltes Ensemble, musste für eine kurzfristig abgesagte Gruppe einspringen. In dieser Urformation spielten neben Siouxsie Sioux (Gesang) und Steven Severin (Bass) der spätere Sex-Pistols-Bassist **Sid Vicious** (Simon Ritchie) am Schlagzeug, sowie Marco Pirroni und Pete Fenton an der Gitarre. Ihr Auftritt bestand aus einer improvisierten, über 20-minütigen Darbietung von „The Lord’s Prayer“. Obwohl musikalisch noch rudimentär, erregte die Band sofort Aufsehen. Siouxsie Sioux, mit ihrem provokativen Make-up und ihrer starken Bühnenpräsenz, wurde über Nacht zum Gesicht einer neuen, radikalen Haltung, was der Presse, insbesondere nach einem berüchtigten Fernsehinterview mit den Sex Pistols, den Stoff für den „Punk Shocker“-Skandal lieferte. Die Band hatte keine Vorbilder im herkömmlichen Sinne; sie schufen ihre eigene Ästhetik und ihren eigenen Sound als direkte Reaktion und Weiterentwicklung des frühen Punk-Lärms.
Die Formung des Klangs: Frühe Besetzungen und Meilensteine
Nach diesem chaotischen Start stabilisierte sich die Besetzung, was für die klangliche Entwicklung der Banshees entscheidend war. 1977 stießen **Kenny Morris** (* 1. Februar 1957, Schlagzeug) und **John McKay** (* 6. Juni 1958, Gitarre) zur Band. Morris, bekannt für seinen Tom-betonten, beckenlosen Schlagzeugstil, und McKay, dessen „schroffe, unorthodoxe Akkorde“ und metallisches Dröhnen die Klanglandschaft neu definierten, schufen eine düstere, atmosphärische Grundlage. Diese ungewöhnliche musikalische Struktur, bei der der Bass oft die melodische Führung übernahm und die Gitarre texturierende, fast dissonante Elemente beisteuerte, legte den Grundstein für das, was später als Post-Punk und Gothic Rock bekannt werden sollte.
Trotz des wachsenden Kultstatus – Graffitis mit der Forderung „Sign the Banshees, do it now“ tauchten 1978 in London auf – veröffentlichte die Band erst 1978 ihre erste Single „Hong Kong Garden“ (komponiert von McKay), die sofort in die britischen Top 10 einstieg. Der darauffolgende Debütalbum **The Scream** (1978) wurde von Kritikern gefeiert und gilt als einer der wichtigsten Meilensteine des Post-Punk. Es zeigte die Band in ihrer rohesten Form und demonstrierte ihre Abkehr vom einfachen Punk-Schema. Die Band bezog auch politisch Stellung, indem sie das Stück „Metal Postcard (Mittageisen)“ auf dem Album dem NS-Gegner John Heartfield widmete. Nur ein Jahr später folgte das zweite Album Join Hands (1979), das die düstere Atmosphäre und den Avantgarde-Ansatz weiter vertiefte.
Mitten auf der „Join Hands“-Tour im Jahr 1979 verließen Kenny Morris und John McKay die Band unter dramatischen Umständen. Dies führte zu einer ersten Krise, die jedoch schnell durch die temporäre Hinzunahme von zwei wichtigen Musikern gelöst wurde: **Robert Smith** von The Cure (Gitarre) und **Budgie** (Peter Edward Clarke, * 21. August 1957, Schlagzeug). Budgie, der zuvor bei The Slits gespielt hatte, sollte bis zur Auflösung des Bandprojekts zum festen Kern gehören.
Die Ära der Klassiker: Budgie, McGeoch und Robert Smith
Mit Budgie am Schlagzeug und dem neuen Gitarristen **John McGeoch** (* 25. August 1955; † 4. März 2004) begann die vielleicht fruchtbarste und klanglich einflussreichste Phase der Band. McGeoch, bekannt für seine Arbeit mit Magazine und Visage, definierte den Sound der Banshees mit seinem lyrischen, innovativen und effektlastigen Gitarrenspiel neu. Alben wie Kaleidoscope (1980) und das hochgelobte Juju (1981) zementierten ihren Ruf als Pioniere des Goth-Rock. Tracks wie „Spellbound“ und „Arabian Knights“ zeigten eine Band, die ihre düsteren, atmosphärischen Wurzeln mit Melodien und einem präziseren, komplexeren musikalischen Aufbau verband. McGeochs Arbeit an „Spellbound“ wurde später vom „Mojo“-Magazin in einer Liste der 100 größten Gitarrenstücke aller Zeiten hervorgehoben.
Die Zusammenarbeit mit John McGeoch gipfelte in dem psychedelisch angehauchten, ambitionierten Werk A Kiss in the Dreamhouse (1982). Während der Aufnahmen zu diesem Album traten jedoch Spannungen auf, und McGeoch musste die Band aufgrund persönlicher Probleme verlassen.
Zusammenarbeit mit The Cure und stilistische Öffnung
An dieser Stelle kehrte **Robert Smith** von The Cure zurück, um die freie Gitarristenrolle zu übernehmen. Seine zweite Amtszeit (1982–1984) war musikalisch produktiv und führte zu einer weiteren stilistischen Öffnung. Smith spielte Gitarre auf der Single „Dear Prudence“ (einer Coverversion des Beatles-Songs), die zum größten Charterfolg der Band in Großbritannien wurde. Er war auch an der Entstehung des Albums Hyæna (1984) beteiligt. Diese intensive Phase, in der Smith parallel The Cure leitete und bei den Banshees spielte (sowie das Seitenprojekt The Glove gründete), war für ihn eine Zeit der musikalischen „Rekalibrierung“, wie er es selbst nannte, und führte zu einer gegenseitigen Beeinflussung der Sounds beider Bands, die bis heute spürbar ist. Die **Nocturne** Live-Aufnahmen von 1983 dokumentieren diese besondere Ära.
Nach Smiths Ausscheiden folgten weitere Besetzungswechsel. **John Valentine Carruthers** (Gitarre, 1984–1987) prägte das Album Tinderbox (1986). Das Coveralbum Through the Looking Glass (1987) zeigte erneut die Vielseitigkeit der Band. 1987 stießen der Gitarrist **Jon Klein** (1987–1995) und der Keyboarder/Multiinstrumentalist **Martin McCarrick** (Keyboard, Cello, Akkordeon, 1987–1996) hinzu. Das nun fünfköpfige Line-up schuf mit Peepshow (1988) ein opulentes, kunstvolles Album, das Elemente von Kammermusik mit ihrem klassischen Post-Punk-Sound verwob.
Die Band setzte ihren globalen Erfolg in den 1990er Jahren fort, insbesondere mit dem Album Superstition (1991) und der Single „Kiss Them for Me“, die auch in den USA kommerziell erfolgreich war. Trotz anhaltender kreativer Arbeit und Tourneen lösten sich Siouxsie and the Banshees 1996 offiziell auf. Sie kamen 2002 für eine Reunion-Tournee, die als **The Seven Year Itch** Tournee bekannt wurde, kurzzeitig wieder zusammen.
Die Kreaturen und das persönliche Leben der Kernmitglieder
Die Kernmitglieder **Siouxsie Sioux** und **Budgie** pflegten parallel zu den Banshees seit 1981 ein experimentelles Nebenprojekt namens **The Creatures**. Dieses Duo, das sich auf eine minimalistische Musik aus Gesang und Schlagzeug konzentrierte, veröffentlichte zunächst die EP „Wild Things“ (1981) und später Alben wie **Feast** (1983) und **Boomerang** (1989). Nach der Auflösung der Banshees wurde The Creatures bis 2004 zum Hauptprojekt des Paares. Die Creatures-Alben **Anima Animus** (1999) und **Hái!** (2003) erweiterten ihren minimalistischen Ansatz um elektronische und asiatische Einflüsse.
Das persönliche Leben der Kernmitglieder war eng mit ihrer künstlerischen Zusammenarbeit verbunden:
- **Siouxsie Sioux** (* 27. Mai 1957) und **Budgie** (* 21. August 1957) heirateten im Mai **1991**. Die Ehe hielt bis zur Scheidung im Jahr **2007**. Das Paar hatte keine gemeinsamen Kinder. Siouxsie Sioux startete nach dem Ende von The Creatures eine Solokarriere und veröffentlichte 2007 ihr erstes Soloalbum „Mantaray“.
- **Steven Severin** (* 25. September 1955) heiratete am **2. Oktober 2002** die texanische Schauspielerin Arban Ornelas. Sie haben eine gemeinsame Tochter und gründeten zusammen die Band Darling Hate. Severin ist heute auch als Komponist für Filmmusik und als Journalist tätig.
- **John McGeoch** starb am **4. März 2004** im Alter von 48 Jahren. Sein Tod war ein schmerzlicher Verlust für die Post-Punk-Welt.
- **Kenny Morris** (* 1. Februar 1957) widmete sich nach seinem Ausscheiden aus der Band der Kunst und dem Film. Er lebt heute in Cork, Irland, und arbeitet als visueller Künstler.
Das Vermächtnis und der weitreichende Einfluss
Obwohl Siouxsie and the Banshees in den USA und außerhalb Großbritanniens nie den massiven kommerziellen Erfolg der großen Mainstream-Bands erzielten, erlangten sie einen unbestreitbaren **Kultstatus** und gelten heute als eine der einflussreichsten britischen Bands ihrer Generation. Sie waren Wegbereiter des **Post-Punk** und des **Gothic Rock** und ihr Stil, sowohl musikalisch als auch visuell, prägte die Szene nachhaltig.
Die Liste der Künstler, die Siouxsie and the Banshees als entscheidende **Inspirationsquelle** für ihr eigenes Werk nennen, ist lang und prominent. Dazu gehören: **The Cure** (Robert Smith nannte die Banshees als direkten Einfluss), **Joy Division**, **The Smiths** (Gitarrist Johnny Marr bewunderte John McKays Spiel), **Radiohead**, **PJ Harvey**, **Slowdive**, **Shirley Manson** (Garbage), **St. Vincent** und viele andere.
Ihr Einfluss erstreckt sich auch auf die Popkultur. Zuletzt erregte Siouxsie Sioux Aufsehen, als die Schauspielerin Jenna Ortega enthüllte, dass ihr ikonischer Tanz in der Netflix-Serie „Wednesday“ von der „Goth-Queen“ Siouxsie Sioux inspiriert wurde. Ihr einzigartiges, androgynes und dunkles Erscheinungsbild beeinflusste zudem das visuelle Auftreten von Musikern wie Robert Smith und Peter Murphy von Bauhaus. Songs der Band wurden von einer Vielzahl von Künstlern gecovert, darunter Jeff Buckley, Massive Attack, Red Hot Chili Peppers und LCD Soundsystem.
Die Band hinterließ ein tiefes Loch in der Musikszene, das bis heute spürbar ist. Ihre kompromisslose künstlerische Integrität, ihr stetiger Wille zur klanglichen Erneuerung und ihre Fähigkeit, Pop-Elemente in eine düstere, avantgardistische Hülle zu kleiden, sichern Siouxsie and the Banshees einen festen Platz im Pantheon der modernen Musikgeschichte. Sie waren mehr als nur eine Band; sie waren eine ästhetische und klangliche Blaupause für ganze Genres, die folgten.
Klangliche Evolution und künstlerische Kompromisslosigkeit
Der Weg von Siouxsie and the Banshees war von einem konstanten klanglichen Wandel geprägt, der sie von den krachenden Anfängen des Punk zu den komplexen Texturen des Art-Rock führte. Die ständigen Wechsel in der Gitarristenposition, die oft als ein Fluch angesehen werden könnten, entpuppten sich in ihrem Fall als Katalysator für eine kontinuierliche Neuerfindung. Jeder neue Gitarrist brachte eine neue klangliche Perspektive mit, die Siouxsie und Steven Severin geschickt in ihr festes kreatives Korsett integrierten. McKay legte den Grundstein mit seinem metallischen, geriffelten Sound auf The Scream. John McGeoch verlieh der Musik auf Juju eine fast malerische Qualität, indem er seine Gitarre mit Flanger und anderen Effekten belegte, wodurch die Stücke eine tiefere, oft unheimliche Atmosphäre erhielten. Robert Smith steuerte einen psychedelischen Anstrich bei, der sich im klanglich weiten Raum von Hyæna manifestierte.
Mit dem Album **Tinderbox** von 1986, das unter der Beteiligung von John Valentine Carruthers entstand, fand die Band eine neue Balance zwischen dem atmosphärischen Goth-Sound und einer klareren, fast schon rockigeren Produktion. Die Kritiker bemerkten die Rückkehr zu einer härteren Kante, ohne dabei die lyrische Tiefe zu verlieren. Carruthers, obwohl er sich laut Berichten nie vollständig in die kreative Dynamik des Kerns integrierte, trug zu einem der am besten bewerteten Alben der mittleren Ära bei. Seine Ablösung durch Jon Klein markierte den Beginn einer weiteren Diversifizierung, die durch die Hinzunahme des Multiinstrumentalisten Martin McCarrick (Cello, Akkordeon, Keyboards) auf Peepshow vollendet wurde.
McCarricks klassisch ausgebildeter Hintergrund erweiterte die klangliche Palette der Banshees dramatisch. Das Cello auf Stücken wie „The Last Beat of My Heart“ verlieh dem oft als kalt empfundenen Post-Punk-Genre eine emotionale Wärme und orchestrale Tiefe. Dieser Schritt bewies die intellektuelle Neugier und die Ablehnung kreativer Beschränkungen des Duos Siouxsie und Severin. Sie wagten es, sich von der reinen Gitarren-Bass-Schlagzeug-Ästhetik zu lösen, um komplexere, bühnenreife Arrangements zu schaffen, die sie von vielen ihrer Genre-Kollegen abhoben.
Die Rolle von Steven Severin und die lyrische Welt von Siouxsie
Die konstante Achse der Band, neben Siouxsie, war **Steven Severin**. Er spielte nicht nur den Bass, oft in einer Führungsrolle, sondern war auch der Haupttexter der Band. Severins Texte waren intellektuell, dunkel und oft surreal. Sie behandelten Themen wie Isolation, Psychosen, literarische Anspielungen und die dunklen Seiten der menschlichen Psyche. Seine Arbeit gab Siouxsies Gesang die narrative Tiefe, die sie von einer bloßen Pop- oder Punkband abhob. Im Gegensatz zu vielen Bassisten seiner Zeit verwendete Severin den Bass oft melodisch und rhythmisch zugleich, was der Musik ihre charakteristische, treibende und zugleich atmosphärische Qualität verlieh.
**Siouxsie Sioux** selbst war die unbestrittene Frontfrau und kreative Visionärin. Ihre einzigartige Stimme – die sich von einem aggressiven Schrei zu einem ätherischen, fast opernhaften Gesang entwickelte – war das emotionale Zentrum der Band. Abgesehen von ihrer Stimme wurde ihre visuellen Präsenz – das kühne Make-up, die Netzstrümpfe, die Bondage-Ästhetik – zum Prototyp des Gothic-Looks. Siouxsie war in ihrer Haltung oft kompromisslos und direkt, was zu einer Reihe von öffentlichen Auseinandersetzungen und zur Wahrung ihrer künstlerischen Integrität führte. Sie weigerte sich lange Zeit, einen Plattenvertrag zu unterschreiben, bis sie vollständige künstlerische Freiheit zugesichert bekam, was schließlich Polydor überzeugte. Dies sicherte, dass die Banshees immer ihren eigenen Weg gehen konnten, abseits der Erwartungen des Mainstreams.
Schicksalsschläge, Skandale und Krisen
Im Vergleich zu manchen ihrer Punk-Zeitgenossen war die Band Siouxsie and the Banshees, insbesondere ihr Kern, von größeren, öffentlichen Skandalen, die über die anfängliche Punk-Provokation hinausgingen, relativ verschont geblieben. Der größte „Skandal“ war tatsächlich ihre bloße Existenz und ihr Auftreten im Kontext der frühen britischen Punk-Bewegung. Siouxsie Sioux war eine der treibenden Kräfte hinter der revolutionären Ästhetik, die die britische Presse schockierte, wie der berühmte „Siouxsie’s a Punk Shocker“ -Titel des Daily Mirror belegte.
Ein tieferer Schicksalsschlag, der die Band intern traf, waren die wiederkehrenden Spannungen und die daraus resultierenden Ausstiege der Musiker. Die plötzliche Abreise von **John McKay** und **Kenny Morris** 1979 mitten in der Join Hands-Tour war ein Schock für die Fans und stellte die Band beinahe vor das Aus. Doch die Band bewies eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit und nutzte die Krise, um neue, kreative Höhen zu erreichen. Auch der spätere Rauswurf von **John McGeoch** im Jahr 1982 aufgrund seiner Drogenprobleme war ein trauriges Vorkommnis, das zwar schmerzlich war, aber die Tür für die erneute Zusammenarbeit mit Robert Smith öffnete. Der frühe Tod von **John McGeoch** im Jahr 2004, der von vielen als einer der kreativsten Gitarristen in der Geschichte des Post-Punk angesehen wurde, war ein echter Schicksalsschlag für die gesamte Musikgemeinschaft.
Die Band, insbesondere Siouxsie und Budgie, verfolgten nach der Trennung der Banshees konsequent ihre künstlerischen Visionen weiter. Die spätere Scheidung von Siouxsie und Budgie im Jahr 2007, die das Ende ihrer langjährigen kreativen und persönlichen Partnerschaft markierte (auch das Ende des Projekts The Creatures), war ein stiller, aber bedeutsamer Einschnitt, der eine Ära beendete.
Bedeutende Einzelwerke und bleibende Meisterstücke
Jedes Album von Siouxsie and the Banshees ist ein Dokument ihrer künstlerischen Entwicklung, doch einige Alben ragen als unvergängliche Meisterwerke heraus, die nicht nur die Band, sondern ganze Genres prägten. **The Scream** (1978) ist ein Schlüsselwerk, weil es die Brücke zwischen Punk und Post-Punk schlug und zeigte, wie weit die musikalische Komplexität unmittelbar nach der Punk-Explosion gehen konnte. Es war roh, aber kunstvoll, minimalistisch, aber tiefgründig.
**Juju** (1981) wird oft als der Höhepunkt ihres Gothic-Sounds angesehen. Es vereinte die melodische Stärke der Band mit einer unheimlichen, dunklen Atmosphäre. Songs wie „Voodoo Dolly“ und „Monitor“ sind Musterbeispiele für diesen Sound. Das Album ist tief in der britischen Subkultur verwurzelt und sein Einfluss auf die Entwicklung des Gothic-Rock ist kaum zu überschätzen.
Das Album **A Kiss in the Dreamhouse** (1982) stellte eine Abkehr von der Düsternis dar und integrierte Elemente von Pop und Psychedelia, was die Experimentierfreude der Band unterstrich. Es gilt als eines ihrer anspruchsvollsten und klanglich reichhaltigsten Werke, das die Grenzen des Post-Punk weiter ausdehnte. Der unerwartete kommerzielle Erfolg von Coverversionen wie „Dear Prudence“ bewies, dass die Band in der Lage war, ihre unverkennbare Ästhetik auch in vermeintlich zugänglichere Werke zu injizieren, ohne ihre Integrität zu verlieren.
Bis zu ihrem letzten Studioalbum Rapture im Jahr 1995 bewiesen Siouxsie and the Banshees, dass sie sich ständig weiterentwickeln konnten, indem sie Dance-Beats und orchestrale Texturen integrierten. Ihre Fähigkeit, einen globalen Hit wie „Kiss Them for Me“ zu landen, ohne die künstlerische Tiefe ihrer Musik aufzugeben, unterstrich ihre einzigartige Position in der Musikwelt: eine Band, die sowohl Kultstatus als auch kommerziellen Erfolg auf ihre eigenen, kompromisslosen Bedingungen erringen konnte.
Interaktive Studio-Diskografie (Alben)
- The Scream1978
- Join Hands1979
- Kaleidoscope1980
- Juju1981
- A Kiss in the Dreamhouse1982
- Hyæna1984
- Tinderbox1986
- Through the Looking Glass (Coveralbum)1987
- Peepshow1988
- Superstition1991
- Rapture1995